Als Kind habe ich meine Mutter mit Argusaugen beobachtet, wie sie das Messer führte. Die Torte zu schneiden war nicht so leicht. Es war nämlich eine Buttercremetorte in Form eines Herzens. Jutta, meine Schwester, bekam immer eine Buttercremeherztorte, genauer Schokobuttercreme-herztorte zum Geburtstag. Wie schneidet man ein Herz in genau gleich große Stücke? Mein Stück sollte auf keinen Fall kleiner sein als das der anderen. Die Stücke sollten gerecht geschnitten werden. Wenn das Stück, das ich bekam, ausversehen größer ausgefallen war, hatte ich natürlich nichts dagegen. Meine Mutter hatte die Gewalt über das Messer. Sie bemühte sich gerecht aufzuteilen, die schönsten Stücke aber hat sie immer meiner Schwester und mir gegeben. Das galt nicht nur für die Torte sondern auch für das Hähnchen, den Krustenbraten und alles, was sonst noch an zu Zerteilendem auf unserer Speisekarte stand. Und das macht sie bis heute.
Gerechtigkeit ist Liebe in Aktion.
In der ersten Klasse war ich. Aufgabe war es, einen blühenden Baum zu malen. Am Ende wurden die Gemälde eingesammelt, benotet und wieder verteilt. Wir konnten unsere Namen noch nicht schreiben. Deshalb fragte die Lehrerin bei jedem Blatt: “Und wer hat das gemalt?“ und nannte die Note. Als mein Baum gezeigt wurde - Note eins!- meldete sich ein Junge noch bevor ich reagierte. Er beanspruchte den Baum und die eins für sich. Ich war zu schüchtern, etwas zu sagen. Meine Mutter hat schließlich dafür gesorgt, dass ich den Baum und die eins zurück bekam.
Und so wie meine Mutter in diesen Beispielen, so stelle ich mir doch eigentlich auch Gott vor. Gott, der seinen Kindern recht schafft. In der Bibel wird meine Vorstellung bestätigt. Da heißte es:
„Wie wichtig es ist, unermüdlich zu beten und dabei nicht aufzugeben machte Jesus durch ein Gleichnis deutlich:
„In einer Stadt lebte ein Richter, dem Gott und die Menschen gleichgültig waren. In der selben Stadt lebte auch eine Witwe. Diese bestürmte ihn Tag um Tag mit ihrer Not:‚Verhilf mir doch endlich zu meinem Recht!‘Lange Zeit stieß sie bei ihm auf taube Ohren, doch schließlich sagte er sich: mir sind zwar Gott und die Menschen gleichgültig, aber diese Frau lässt mir einfach keine Ruhe.Ich muss ihr zu ihrem recht verhelfen, sonst wird sie am Ende noch handgreiflich. Und Jesus, der Herr, erklärte dazu: „Ihr habt gehört, was dieser ungerechte Richter gesagt hat. Wenn schon er so handelt, wie viel mehr wird Gott seinen Auserwählten zum Recht verhelfen, die ihn Tag und Nacht darum bitten? Wird er sie etwa lange warten lassen? Ich sage euch: Er wird ihnen schnellstens helfen. Aber wird der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde überhaupt noch Menschen mit einem solchen Glauben finden ?“
Sag ich doch. Gott schafft seinen Kindern Recht, wie meine Mutter damals. Und nicht, wie der Richter in Jesu Gleichnis, der eigentlich nur seine Ruhe haben wollte. Gott schafft Recht aus Liebe. Nur...
Als Kinder sind wir zu 100% auf unsere Eltern bezogen, die u.a. für unsere Gerechtigkeit sorgen. Aber heute als Erwachsene, sind wir da vergleichbar zu 100 % auf Gott bezogen?
Ich weiß, das es für mich als Kind ganz schrecklich war, wenn ich auch nur einen einzigen Abend ohne meine Mutter sein sollte. Z.B.wenn ein Theaterbesuch anstand. Ohne dass ich Tränen vergoss, kam sie nicht aus dem Haus. Vielleicht ging es euch in eurer Kindheit ähnlich oder ihr habt es so mit eurem Nachwuchs erlebt. Aber wer von uns weint um Gott? Weil er fern ist? Nicht spürbar, nicht greifbar? Wer ruft zu ihm Tag und Nacht, so wie wir ständig als Kinder nach unseren Eltern geschrien haben? Wer lebt sein Leben in ständigen Gebet?
In der Regel sind wir beschäftigt aber nicht mit beten. Wir sind in erster Linie bezogen auf unsere Familie und Freunde und mit unserer Arbeit beschäftigt. Bei mir zumindest ist das so. Und bei euch wahrscheinlich nicht anders. Eigentlich ist das ja auch normal und war schon immer so. Auch bei den Menschen zu Jesu Zeiten, nehme ich an.
Wie kann ich in meinem ganz normalen Alltag trotz meiner Beziehungen und meines ganzen Tuns in Bezogenheit zu Gott leben und Tag und Nacht beten? Das scheint sich erst einmal auszuschließen. Natürlich kann ich morgens und abends ein Gebet zum Himmel schicken. Vielleicht aber muss ich auch beten anders verstehen, weiter fassen.
Ich weiß, das es für mich als Kind ganz schrecklich war, wenn ich auch nur einen einzigen Abend ohne meine Mutter sein sollte. Z.B.wenn ein Theaterbesuch anstand. Ohne dass ich Tränen vergoss, kam sie nicht aus dem Haus. Vielleicht ging es euch in eurer Kindheit ähnlich oder ihr habt es so mit eurem Nachwuchs erlebt. Aber wer von uns weint um Gott? Weil er fern ist? Nicht spürbar, nicht greifbar? Wer ruft zu ihm Tag und Nacht, so wie wir ständig als Kinder nach unseren Eltern geschrien haben? Wer lebt sein Leben in ständigen Gebet?
In der Regel sind wir beschäftigt aber nicht mit beten. Wir sind in erster Linie bezogen auf unsere Familie und Freunde und mit unserer Arbeit beschäftigt. Bei mir zumindest ist das so. Und bei euch wahrscheinlich nicht anders. Eigentlich ist das ja auch normal und war schon immer so. Auch bei den Menschen zu Jesu Zeiten, nehme ich an.
Wie kann ich in meinem ganz normalen Alltag trotz meiner Beziehungen und meines ganzen Tuns in Bezogenheit zu Gott leben und Tag und Nacht beten? Das scheint sich erst einmal auszuschließen. Natürlich kann ich morgens und abends ein Gebet zum Himmel schicken. Vielleicht aber muss ich auch beten anders verstehen, weiter fassen.
Vielleicht kann beten auch bedeuten, häufiger dankbar zu sein. Gleich morgens schon wenn der Wecker klingelt. Meistens bin ich noch müde und ärgere mich, dass ich nicht länger schlafen kann. Aber ich könnte auch wählen, mich erst einmal zu freuen, dass ich lebe und ein neuer Tag vor mir liegt, von Gott geschenkt. Ich denke ein Moment der Dankbarkeit ist ein Moment des Gebets. Und dazu gibt es im Laufe des Tages bestimmt noch viele weitere Gelegenheiten.
Beten könnte auch bedeuten sich für Wunder zu öffnen. Vor dem Frühstück versorge ich in der Regel meine Tiere. Meistens beeile ich mich dabei und arbeite alles schnell ab: Hühner füttern, Pferde füttern, Hund und Katze, misten. Ich nehme die Tiere natürlich wahr aber wirklich sehen tue ich sie in meinem routinierten Durchlauf nicht. Wenn ich mir einen Moment wirklichen Hinschauens erlauben würde, könnte ich mich über die Unterschiedlichkeit dieser einzelnen Kreaturen jeden morgen aufs neue wundern.
Welche Vielfalt Gott schuf. Und ich könnte mich von dem Zutrauen der Tiere berühren lassen. Zum Wundern und Staunen bietet uns unser Alltag, egal wie er aussieht, viele kleine und auch größere Gelegenheiten. Kleine Kinder staunen über alles, was sie zum ersten mal erleben oder sehen.
Wenn wir als Erwachsene das Interesse hätten, das Bekannte neu zu entdecken, könnten wir immer noch genau wie Kinder ständig staunen und wundern. Ich würde sagen, wundern ist beten. In allem das Wunder sehen, würde bedeuten in ständigem Gebet zu sein.
Beten könnte auch bedeuten sich für Wunder zu öffnen. Vor dem Frühstück versorge ich in der Regel meine Tiere. Meistens beeile ich mich dabei und arbeite alles schnell ab: Hühner füttern, Pferde füttern, Hund und Katze, misten. Ich nehme die Tiere natürlich wahr aber wirklich sehen tue ich sie in meinem routinierten Durchlauf nicht. Wenn ich mir einen Moment wirklichen Hinschauens erlauben würde, könnte ich mich über die Unterschiedlichkeit dieser einzelnen Kreaturen jeden morgen aufs neue wundern.
Welche Vielfalt Gott schuf. Und ich könnte mich von dem Zutrauen der Tiere berühren lassen. Zum Wundern und Staunen bietet uns unser Alltag, egal wie er aussieht, viele kleine und auch größere Gelegenheiten. Kleine Kinder staunen über alles, was sie zum ersten mal erleben oder sehen.
Wenn wir als Erwachsene das Interesse hätten, das Bekannte neu zu entdecken, könnten wir immer noch genau wie Kinder ständig staunen und wundern. Ich würde sagen, wundern ist beten. In allem das Wunder sehen, würde bedeuten in ständigem Gebet zu sein.
Beten könnte auch bedeuten zu wählen, mit liebevollem Blick die Welt zu betrachten. Ein liebevoller Blick ist ein weicher Blick. Ich trete aus der Tür und schaue in den Wald. Mit liebevollem Blick betrachtet, scheint mir der Wald plötzlich einen heiligen Schimmer zu bekommen. Eigentlich alles, was ich so anschaue, sieht weniger alltäglich und mehr besonders aus. Auch du. Schaut euch doch sofort mal um. Mit einem liebevollen Blick, einem weichen Blick… und wirkt es bei euch auch? Vielleicht muss man es auch üben, wenn man zuviel Sorgen, Angst oder Ärger in den Augen trägt. In jedem Fall, ich würde sagen ein liebevoller Blick, der die Welt von einer zur andern Sekunde in etwas Heiliges verwandelt, ist auch beten und kostet keine Zeit.
Wenn wir beten also weiter fassen, dann kann beten mehr sein als ein gesprochenes Gebet mit gefalteten Händen. Dankbarkeit, die Bereitschaft zu staunen und zu wundern und ein liebevoller Blick könnten zu unserer Lebenshaltung werden ohne die Notwendigkeit eines neuen Zeitmanagements. Eine solche Lebenshaltung würde ich eine Bezogenheit auf Gott nennen. Diese Lebenshaltung wird uns verändern. Auf diese Weise könnten wir Tag und Nacht zu Gott rufen und so auch hoffen, dass er uns Recht verschafft. Aber Gottes Gerechtigkeit ist keine menschliche Gerechtigkeit. In Gottes Reich gibt es keine Dualität und damit keinen Angeklagten und keinen Kläger.
Sätze wie im Evangelium zu hören waren: „ Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben.“ verstehe ich als höchst missverständlich.
Wer statt Liebe Gleichgültigkeit wählt, Rechthaberei oder Machtstreben, der lebt in solchen Momenten oder Zeiträumen schon im Diesseits in Verdammnis. Gottes Eigenschaften sind nicht urteilen und strafen. Gott schafft Recht durch Liebe.
Sätze wie im Evangelium zu hören waren: „ Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben.“ verstehe ich als höchst missverständlich.
Wer statt Liebe Gleichgültigkeit wählt, Rechthaberei oder Machtstreben, der lebt in solchen Momenten oder Zeiträumen schon im Diesseits in Verdammnis. Gottes Eigenschaften sind nicht urteilen und strafen. Gott schafft Recht durch Liebe.
Kann man ein Buttercremeherz in gleichgroße Stücke teilen? Schlecht.
Und Gottes Herz? Wird jeder einen gerechten Anteil bekommen? Nein. Gott teilt sein Herz nicht. Es ist allumfassend. Wenn wir in Beziehung zu Gott leben, können wir uns in Gottes Herz verlieren. Liebe ist dabei die wandelnde Kraft. Die Bedeutung Recht zu erlangen verliert an Stellenwert. Liebe siegt.
Amen!