Gottesdienst zum Weihnachtsfest

Fri, 25 Dec 2020 09:25:14 +0000 von Tobias Patzwald

Liebe Vertrauen
Gottesdienst zu Weihnachten 2020 Ev.-luth. St. Laurentius Schledehausen

Kerze anzünden

Einstimmung
Die Glocken läuten und rufen zum Gebet. Jesus sagt: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Wir sind versammelt. An unterschiedlichen Orten. Zu unterschiedlichen Zeiten. Im Glauben verbunden. Wir feiern in Gottes Namen. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Lied: Hört der Engel helle Lieder (16)
Gott. Ich bin hier und Du bist hier. Ich bete zu Dir. Und weiß: ich bin verbunden. Mit Dir. Mit anderen, die zu Dir beten. Genau jetzt. Genau so. Ich bin hier. Und Du bist hier. Das genügt. Und ich bringe Dir alles, was ist. Stille Höre auf unser Gebet. Amen
Lied: Stern über Bethlehem (19) Predigt
Jesaja 52,7-10
Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen: Gott ist König! Deine Wächter rufen mit lauter Stimme und rühmen miteinander; denn alle Augen werde es sehen, wenn der Herr nach Zion zurückkehrt. Seid fröhlich und rühmt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der Herr hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst. Der Herr hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Wölker, dass aller Welt Enden sehen das Heil unseres Gottes.

I Im Altenheim – Klock, Klock, Klock

Christa schaute auf ihren Wecker. Immer wieder schaute sie auf ihren Wecker. Warum nur lies sich dieser vermalledeite Minutenzeiger so lange Zeit, um endlich nach oben zu wandern. Sie nahm sich eine Zeitschrift von ihrem Tisch, zog sich an der grauen Halterung hinauf auf ihr Bett und begann das Kreuzworträtsel auszufüllen. Sie war froh darüber, dass hier in ihrem Heim alles so nah beieinander stand. Inge von nebenan, die beschwerte sich immer, weil früher alles so viel schöner gewesen sei. Aber Christa, war eigentlich sehr zufrieden. So musste sie weniger in Ordnung halten, das kam ihr sehr entgegen, denn auch wenn sie es niemals vor einem Fremden zugeben würde: sie merkte ihr Alter deutlich. Natürlich vermisste sie manchmal das Gefühl, wie es ist, zuhause zu sein. An dem Ort, wo man alles kennt. Aber sie wollte eben auch niemandem zur Last fallen. Außerdem hatte sie hier alles was sie brauchte. Sie neigte ohnehin nicht zu emotionalen Achterbahnfahrten. Und wenn Sie mal jemanden zum Reden brauchte, dann ging sie einfach in den Gemeinschaftssaal. Sie brauchte zwar länger für den Weg, aber sie hatte ja Zeit. Während sie so grübelte, was sie bei „Obst mit 5 Buchstaben“ eintragen sollte, merkte sie auf. Sie hatte doch was gehört! Sie stellte ihr Hörgerät einen Ticken lauter. Tatsächlich. Auf dem Flur näherten sich Schritte. Klonk, klonk, klonk. Ihre Augen wanderten zum Wecker. Eine halbe Stunde zu früh, aber doch, das waren unverkennbar die schicken braunen Lederschuhe ihres Sohnes. Er musste früher Feierabend gemacht haben. Sie war schon ganz gespannt auf die neuen Geschichten über ihren Urenkel und die Enkel. Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer. Die Tür öffnete sich und sie strahlte übers ganze Gesicht.

II Im Krankenhaus – Schlapp, Schlapp, Schlapp

Ortswechsel. Tag fünf im Krankenhaus. Friedhelm erwachte nur langsam. Er war noch ganz schön ausgeknockt von der OP. Ausgerechnet an Weihnachten. Ausgerechnet dann, während man zuhause vor dem Weihnachtsbaum sitzen sollte. Es war bei den Vorbereitungen passiert. Der gute Rotwein war schon dekantiert, die Schallplatte von Elvis Presley hatte er wie jedes Jahr aufgelegt und durch das ganze Haus klang es: „Im dreaming of a white Christmas“. Er wollte eben den Stern oben auf den Baum setzen, da passierte es. Er verfehlte eine Leitersprosse, rutschte ab und knallte auf den Boden. Trümmerbruch im Oberschenkel. Er war wirklich froh, dass er sein Handy dabei hatte. So konnte er seine Nachbarin Ingrid verständigen. Die war in zwei Minuten da und keine fünfzehn Minuten später fand er sich in einem Rettungswagen auf dem Weg ins Krankenhaus wieder. Jetzt lag er hier im Krankenhaus und er bemerkte, was ihn da geweckt hat. Die Sonne war durch die Wolken gebrochen und tauchte das ganze Zimmer in ein warmes gelb. Das musste ein Vorbote für einen guten Tag sein. Vielleicht waren die Schmerzmittel auch nicht gänzlich unbeteiligt… wer weiß? Fakt ist, er bekam plötzlich sehr gute Laune. Das helle Licht breitete sich in seinem Zimmer genauso aus, wie in seinem Inneren. Da hörte er durch die Stille die Schritte auf dem Flur. Schlapp, Schlapp, Schlapp. Das musste die Krankenpflegerin sein. Er hoffte insgeheim, dass es wieder Schwester Polkemeier ist. Sie war bisher jeden morgen vorbei gekommen. Als sich die Tür öffnete, wurde sein Grinsen noch breiter. Da stand sie in ihren Gesundheitslatschen und mit ihrer frechen Schnautze. „Guten Morgen! Na, endlich wach, Sie Langschläfer?“ Er mochte sie. Sie nahm sich mehr Zeit als die Pfleger am Nachmittag und trotz ihrer rauen Art hatte sie etwas zutiefst menschliches. Eine Freude, die geradezu aus ihr heraus strahlte. Sie nahm seine Werte auf, scherzte mit ihm und interessierte sich für sein Leben. Als sie fertig waren, erhöhte sie freundlicherweise noch einmal das Schmerzmittel. Er wurde schon wieder schläfrig, aber während sie auf dem Weg nach draußen war, bekam er durch halb geschlossene Lieder noch mit, dass sie etwas Kleines auf seinem Tisch aufstellte. Nicht größer als eine Streichholzschachtel. Er schaute genauer hin: Eine winzige Krippe in einer Streichholzschachtel. Maria, Josef, Stroh und das Jesus-Kind. „Und morgen geht’s dann nach Hause!“ Er musste Lachen. Die gleiche hatte er auch zuhause stehen.

III Vor dem Kinderzimmer / Zuhause – taps, taps, taps

Ortswechsel. Mittags am ersten Weihnachtstag. Viel geschlafen haben Jens und Katharina nicht. Gestern Abend am Heiligen Abend haben sie noch lange zusammen gesessen unter dem Weihnachtsbaum und sich gegenseitig erzählt. Es war einer dieser ganz besonderen Gespräche, die in die Tiefe gehen und nicht in die Breite. Sie sind jetzt schon so lange zusammen und doch haben sie noch Neues voneinander erfahren. Wer hätte gedacht, dass Katharina mal als Rettungsschwimmerin in den Sommerferien gearbeitet hat und dass Jens tatsächlich ein großer Fan von Kitschfilmen war. Sie haben über ihre Träume und Vorbilder gesprochen und haben dabei eine ganze Flasche Wein getrunken. Nun waren sie dementsprechend gerädert. Es war auch leichtsinnig, so lange aufzubleiben, wo man doch mit einem Säugling jede Minute Schlaf nutzen sollte. Aber in diesem Moment war es einfach schön. Und man hatte es ihnen ja auch angekündigt. Mit Kind ist es halt manchmal schwierig, gerade dann, wenn es Zähne bekommt. Jetzt am Mittag lagen die beiden im Wohnzimmer nebeneinander auf der Couch. Das Babyphone auf dem Tisch. Eine Stunde hält sein Mittagsschlaf schon. Wenn sie ein bisschen Glück haben, dann haben sie noch eine Stunde. Jens muss noch einmal aufstehen. Zuviel Wasser getrunken. Vorsichtig tapert er auf Zehenspitzen am Kinderzimmer vorbei zum Bad. Taps, taps, taps. Da hört er hinter der Tür ein Glucksen und ein Lautes Lachen. Er hat den kleinen Ben aufgeweckt. Kurz ärgert er sich, dann öffnet er die Tür und sieht in das strahlende Gesicht seines Sohnes und nicht zum ersten Mal denkt er sich. Was für ein Wunder hat uns Gott da Geschenkt.

IV Auf dem Feld – Engelsfüße – wusch, wusch, wusch


Ortswechsel. Vor etwa 2000 Jahren auf einem Feld im Nahen Osten. Es ist Nacht. Sie sitzen im Kreis. Von vorne wärmt sie ein loderndes Feuer, von hinten die dicken Mäntel aus Schafswolle. Zu ihren Füßen die Hunde. Trotzdem bleibt eine gewisse Restkälte. Der Schnaps macht die Runde und schenkt ein wenig Wärme von Innen. Sie hatten alle ganz unterschiedliche Geschichten, warum sie Hirten geworden sind. Aus Überzeugung, weil sie nichts anderes gelernt haben, weil sie wegmussten von Zuhause. Jeder hat so viel erlebt, dass es einen eigenen Roman füllen würde. Was sie an diesem Abend verband war ihr gemeinsamer Auftrag. Sie hüteten die Schafe. Als plötzlich ein helles Licht die Dunkelheit zerschnitt. Sie hörten sie, bevor sie sie sahen. Wusch, wusch, wusch. Riesige Flügel, die von oben langsam zur Erde herabschwebten. Ein Posaunenchor und eine Stimme wie aus tausend Kehlen: „Fürchtet euch nicht, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ Sie, die in den Trümmern ihrer Existenz saßen. Ihnen sollte der Heiland geboren sein? Sie sollten zu ihrem Recht kommen? Ein Licht für das Dunkel in ihnen. Ein Wort gegen ihre Einsamkeit. Das war mal ne Ansage. Endlich gute Nachrichten! Aaron, der kleinste der Hirten kramte in seinem Rucksack und holte einen Schlauch aus Rindsleder hervor. „Darauf einen von dem guten Wein!“ Sie lachten. Sie leerten den Schlauch und machten sich leicht beschwippst, aber dafür umso fröhlicher auf, zu dem Kind, das ihnen angekündigt worden ist.

Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen: Gott ist König!

Amen

Lied: Kommet ihr Hirten (23,1-4) Fürbitten
Ein*e: Gott, zwischen Zeit und Ewigkeit. Zwischen den Jahren Wenden wir uns zu dir.

Eine*e: Gott, für unsere Stimmen beten wir: Dass wir die Lieder nicht vergessen. Und die Gnade.
Alle: Gott, erbarme dich.

Ein*e: Gott, für unsere Hände bitten wir dich. Dass sie Ruhe finden. Und jemanden, den sie berühren können. Der Berührung spendet.
Alle: Gott, erbarme dich.

Eine*e: Gott, für unsere Seelen bitten wir dich. Dass sie die Alten nicht vergessen. Und nicht, worauf sie warten, dass sie die Jungen nicht vergessen. Und ihre Freude.
Alle: Gott, erbarme dich.

Ein*e: Gott, zwischen den Jahren wenden wir uns zu dir. Weil wir warten. Weil wir Ruhe finden. Weil wir Gnade brauchen. Und beten mit den Worten Jesu, der die Erlösung brachte:

Alle: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen
(Hände öffnen und laut sprechen):
Gott segne uns und behüte uns. Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.

(Und/Oder:) Fenster öffnen. Einatmen. Ausatmen. Sagen: Ich bin nicht allein. Bin Mensch seines Wohlgefallens. Danke.
Lied: Oh du fröhliche (5,1-3)
Evtl. Kerze ausblasen 

St. Laurentius wünscht frohe Weihnachten! Statt einer Kollekte lassen Sie doch „Brot für die Welt“ eine Spende zukommen. Vielen Dank! 
Quelle: Brigitte Niemann
Es weihnachtet in St. Laurentius
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