"Bringt sie doch zum Schweigen..." - Gedanken zum 4. Sonntag nach Ostern am 02. Mai

Sat, 01 May 2021 22:00:02 +0000 von Petra Rauchfleisch

© Petra Rauchfleisch
„Und dann haben Sie ihn zum Schweigen gebracht!“ stellt die Kommissarin nach dem Geständnis des Tatverdächtigen kopfschüttelnd fest. Jemanden zum Schweigen zu bringen – das geschieht leider nicht nur im „Tatort“ am Sonntag Abend im Fernsehen. Das geschieht überall auf der Welt immer wieder, seit Jahrhunderten. Auch heute. 
Menschen, die kritisch sind, die unbequeme Fragen stellen, wie gerne würden und werden sie von anderen mundtot gemacht. Die Berichte darüber füllen die Schlagzeilen in den Medien.
 
Auch in der Bibel lesen wir von einer ähnlichen Geschichte.
Jesus war mit seinen Freundinnen und Freunden zum Passahfest nach Jerusalem gekommen. Die Menschen hatten ihm einen jubelnden Empfang bereitet. Palmzweige lagen auf dem staubigen Weg, der in Richtung des Ölberges führt. Was dort geschieht, berichtet Lukas in seinem Evangelium:
 
Und als er schon nahe am Abhang des Ölbergs war, fing die ganze Menge der Jünger an, mit Freuden Gott zu loben mit lauter Stimme über alle Taten, die sie gesehen hatten, und sprachen: Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe! Und einige von den Pharisäern in der Menge sprachen zu ihm: Meister, weise doch deine Jünger zurecht! Er antwortete und sprach: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.
Sie sind den Pharisäern schon lange ein Dorn im Auge: Jesus und seine Jüngerinnen und Jünger. Sie halten sich an keine herkömmlichen Regeln, verursachen wahre Menschenaufläufe, provozieren mit dem, was sie sagen und tun. 
Und jetzt machen diese Leute auch noch lautstark Reklame für ihren Meister. Ja, sie rufen ihn gerade zum König aus: Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe!
Diese Menschen müssen zum Schweigen gebracht werden. Und wenn sie nicht reagieren, dann soll doch ihr Meister doch das Reden verbieten – auf ihn werden sie ja wohl hören. Doch Jesus reagiert anders als gehofft: Er antwortete und sprach: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.
 
Die Botschaft von der Liebe Gottes, von seiner Zuwendung und seiner Nähe, lässt sich nicht zum Schweigen bringen. Damals nicht und heute nicht. 
Ja, wir dürfen schon lange in unseren Gottesdiensten, bei Trauerfeiern und anderen Gelegenheit nicht mehr singen. Corona hat vieles in unseren Gemeinden zum Schweigen gebracht. Gruppen und Kreise, die sich nicht treffen können, Austausch, Gespräche die fehlen. Aber wir haben auch viele andere, neue Wege gefunden um die Liebe Gottes zu feiern. Um einander Mut zu machen und zu erzählen von Gottes Nähe und Zuwendung in schweren Zeiten.
Gottes Liebe lässt sich nicht zum Schweigen bringen, auch nicht durch Corona. Darauf vertraue ich.  Amen
 
Barmherziger Gott, 
die Nachrichten der Welt machen uns Angst,
unsicher sehen wir, was da vor sich geht.
Fragen, Verunsicherung und manche Resignation 
begleiten unseren Alltag.
 
Darum kommen wir zu dir
und bitten dich:
lass uns in dir Sicherheit und Geborgenheit finden,
gib du uns den Halt, den wir brauchen,
den Glauben, der uns trägt
und die Liebe, die uns ermutigt, den Tag zu bestehen.
Darum bitten wir dich, 
durch Jesus Christus,
unseren Herrn und Bruder,
deine Mensch gewordene Liebe zu uns,
der mit dir und dem Heiligen Geist
lebt und wirkt von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen
 
Ihnen und Euch allen einen gesegneten Sonntag 
und eine behütete Woche

Pastorin Petra Rauchfleisch
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