Möchten Sie gern ein Schaf sein? Oder zumindest mit einem verglichen werden? Also, ich weiß nicht?! Ein Schaf ist ein Herdentier, allein fühlt es sich nicht wohl. Es muss beschützt werden vor Wölfen und anderen Gefahren. Dafür gibt es den Schäfer- oder Hütehund. Schafe haben einen Hirten, der sagt wo es lang geht. Also nichts mit Selbstbestimmung, Freiheit und eigenen Wegen. Schaf sein, gleich dumm sein. Das ist das gängige Vorurteil.
Wenn überhaupt wäre ich noch am Liebesten Shaun, DAS Schaf! Shaun ist clever, neugierig, frech und hat großen Spaß an Blödsinn aller Art.
In den vergangenen Monaten war ich allerdings manches Mal gefühlt von einem Schaf gar nicht so weit entfernt. Mir fehlen die Begegnungen mit anderen – ständig allein bin ich auch nicht gern. Telefonieren, Chatten, Video-Konferenzen, das alles ist nur ein schwacher Ersatz für persönliche Treffen. Und es ist schon der zweite Geburtstag, an den ich meine Freundin nicht besuchen und sehen kann.
Beschützt fühlen möchte ich mich auch. Die Angst vor einer Corona- Infektion schwingt auch bei mir immer mit. Auch wenn ich vorsichtig bin, ganz sicher bin ich mir nie, dass nicht doch etwas passiert.
Und mit der persönlichen Freiheit und Selbstbestimmung ist es in den letzten Monaten auch so eine Sache gewesen. Von Woche zu Woche neue Vorschriften. Mal neue Einschränkungen, dann Lockerungen, dann noch massivere Beschränkungen.
Ja, manchmal bin ich mir schon wie ein Schaf vorgekommen. Und dann gibt es da auch noch den Hirten. Einen ganz besonderen Hirten. Um den geht es im Predigttext für den heutigen Sonntag. Um die Schafe und den Hirten
Im Buch des Propheten Hesekiel im Alten Testament kann man Folgendes lesen. (Hesekiel 34, 11-16.31)
Ja, so spricht Gott, der Herr: Seht her, ich werde meine Schafe suchen und mich selbst um sie kümmern. Ich mache es genauso wie ein guter Hirte, wenn seine Schafe sich eines Tages zerstreuen. Ja, so werde ich mich um meine Schafe kümmern. Ich rette sie von allen Orten, an die sie zerstreut waren –an dem Tag, der voll finsterer Wolken sein wird. Ich führe sie weg von den Völkern und sammle sie aus den Ländern. Ich bringe sie zurück in ihr eigenes Land. Ich werde sie auf den Bergen und Tälern Israels weiden, an allen Weideplätzen des Landes. Ihr Weideland wird auf den hohen Bergen Israels liegen.
Verirrte suche ich und Verstreute sammle ich wieder ein. Verletzte verbinde ich und Kranke mache ich stark. Ihr seid meine Herde! Ihr Menschen, ihr seid die Herde auf meiner Weide, und ich bin euer Gott!– So lautet der Ausspruch von Gott, dem Herrn.
Ja, bei einem solchen Hirten, möchte ich Schaf sein. Einer, der sich kümmert, ohne mich einzuengen. Der mir ein gutes Leben ermöglich. Der mir ein Gefühl der Sicherheit schenkt.
Das Bild von den Schafen und ihrem Hirten ist sehr alt. Immer wieder wurde es verwendet um die Beziehung zwischen Menschen und Gott zu beschreiben.
„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“ Generationen von Konfirmandinnen und Konfirmanden haben früher den 23. Psalm auswendig gelernt.
Und noch immer ist das Bild aktuell. Oder vielleicht ist es gerade seit Corona wieder aktuell?
Gott lässt seine Menschen nicht im Stich. Er will uns nahe sein, jedem und jeder von uns. Gott will und wird für seine Menschen sorgen. Damals und heute.
Ich weiß nicht, wie die nächsten Monate sein werden. Ob und wie wir die Corona-Krise überwinden werden. Wahrscheinlich werden wir das, aber genauso wahrscheinlich wird nicht alles wieder genauso wie vorher. Ob das gut ist oder nicht - auch das wird sich erst noch zeigen müssen.
Aber ich bin sicher: Gott wird sich nicht von uns abwenden. Er wird da sein mit seinem Segen und seiner Liebe, wird auf uns achten und uns behüten. Er wird uns die Kraft schenken unser Leben zu meistern mit allem was gut und allem was schwer ist.
Das verspricht er uns. Und darauf vertraue ich.
Möchten Sie gern Schaf sein? Mit Gott als Hirten, ja, da möchte ich Schaf sein. Und Sie?
Einen gesegneten Sonntag und eine behütete Woche wünscht Ihnen und Euch
Petra Rauchfleisch