Den Gottesdienst am nächsten Sonntag, 21. Januar feiern wir in unserer Kirche mit Lektorin Dr. Annegret Löffler. Beginn: 10.30 Uhr. Herzlich willkommen.
Am Sonntag, 14. Januar wird Pastor Ulf Sievers in sein Amt als Leiter der Pfarrstelle 1 eingeführt. Der Festgottesdienst beginnt um 15 Uhr in der ev. -luth. St. Urban Kirche in Holte. Anschließend wird zum Empfang eingeladen. Wir freuen uns, unseren neuen Pastor für die Region Bissendorf begrüßen zu können. Die Kirchenvorstände der Bissendorfer Gemeinden Achelriede-Holte und Schledehausen-Wisssingen laden herzlich dazu ein. An diesem Tag findet in unserer St. Laurentius Kirche kein Gottesdienst statt.
Am kommenden Sonntag, 7. Januar feiert die Kirche die Taufe Jesu. Der Gottesdienst zu Epiphanias beginnt in unserer Kirche um 10.30 Uhr. Mit Lektorin Dr. Annegret Löffler feiern wir auch das Heilige Abendmahl.
Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, auf dass er die, die unter dem Gesetz waren, loskaufte, damit wir die Kindschaft empfingen. Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsre Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater! So bist du nun nicht mehr Knecht, sondern Kind; wenn aber Kind, dann auch Erbe durch Gott. (Galater 4,4-7)
„Weil ihr nun Kinder seid…“
Ich erinnere mich an meine Kindergartenzeit. Neben dem Hauptraum gab es in unserem Kindergarten einen kleinen Nebenraum. Es muss kurz vor Weihnachten gewesen sein. Da standen die Kisten mit den Holzbauklötzen. Ja, es waren wirklich Kisten! Mehrzahl. Und einmal, daran erinnere ich mich noch genau, haben wir sie alle verbaut. Den ganzen Vormittag haben wir daran gesessen. Ich und mein Kindergartenfreund Sascha. Mit kindlichem Ernst haben wir Stein auf Stein gesetzt. Schließlich langten wir in die Klötzchenkiste und holten den letzten Stein heraus. Hochkonzentriert. Bloß nicht wackeln, bloß nichts umwerfen. Ich erinnere mich an Stille. Vermutlich war es aber laut um uns herum, wie es in jedem Kindergarten laut ist... Wir legten den Stein an seinen Ort, ganz oben. Vorsichtig loslassen und zwei Schritte mit erhobenen Händen rückwärts schleichen. Nun standen wir mit ausreichend Sicherheitsabstand vor unserer Konstruktion und bewunderten sie mit dem gebührenden Respekt. Das Kollosseum schien uns riesig. Für die Erzieherinnen war es vermutlich nicht mehr als Hüfthoch. Es blieb noch etwa fünf Minuten stehen und nachdem es von allen ausreichend bewundert worden ist, nickten Sascha und ich uns zu. Vor Freude schreiend schmissen wir alles um, bis kein Stein mehr auf dem anderen Stand. Jetzt waren wir Abrissbagger.
Manchmal wünsche ich mir heute diese Leichtigkeit zurück, mit der wir damals selbstgebaute Gedankenkonstrukte einfach wieder einreißen konnten. Wir wussten nicht, dass manche Dinge „einfach so sind.“ und das war gut so.
Ich erinnere mich an die großen Erdhaufen hinter dem Rohbau meiner Eltern. Er war mit Kamille und Gras bewachsen. Während um uns herum Baustelle war, kletterten wir um die Wette. Rauf und runter, immer wieder. Wir nahmen Schippen in die Hand und gruben Löcher in den Berg.
Wie die Gummibärenbande wollten wir ihn aushöhlen, mit Tunneln und Höhlen, um darin unser Versteck zu errichten. Immer wieder sprangen wir hinein, um zu prüfen, wie tief wir schon gekommen sind, kletterten wieder hinaus und gruben weiter. Hüfthohe Löcher waren das Beste, was wir hinbekommen haben. Aber trotzdem waren wir stolz wie Bolle und unsere Eltern konnten in Ruhe am Haus weiterarbeiten.
Manchmal wünsche ich mir diese Ausdauer zurück, diese Kindliche Unbekümmertheit. Keiner hatte uns gesagt, dass wir uns ein unmögliches Unterfangen vorgenommen hatten. Dass man Ahnung von Tiefbau und Statik haben müsste, damit nicht alles über uns einstürzte. Zum Glück wussten wir das alles nicht, sonst hätten wir einfach gar nicht erst angefangen.
Ich erinnere mich, wie wir in den Wald gingen, wie so oft. Meine Brüder und ich auf dem Weg zum Bach unserer Kindheit. Wie wir Stöcke hineinwarfen und ihnen hinterherschauten, wie wir Stichlinge suchten und unter der unterspülten Eichenwurzel fündig wurden. Ich erinnere mich, wie wir dann am Bach entlang weitergelaufen sind, bis wir eine Stelle fanden, die uns passend schien. Platschend schoss das Wasser in die Höhe, als wir Schaufel um Schaufel Erde hineinschippten. Bis das Wasser keine Chance mehr hatte, uns und unsere Arbeit zu ignorieren, weil es nicht mehr vorbeilaufen konnte. Es staute sich und damit begann für uns der Wettlauf gegen die Zeit. Wer wäre wohl schneller, das Wasser über den Damm oder wir mit neuer Erde? Hüfthoch haben wir im kalten Wasser gestanden. Wir haben wirklich alles gegeben. Uns sogar am Ende mit ausgebreiteten Armen vor unser matschiges Machwerk geschmissen, damit es nicht bricht. Von oben bis unten waren wir eingeschlämmt, wie die Wildsäue. So sehr, dass wir mit dem Schlauch im Garten ersteinmal grob abgewaschen werden mussten, bevor wir rein in die warme Stube konnten. Gewonnen hat am Ende immer der Bach mit seinem stetigen, nie enden wollenden Fluß. Aber wir haben in diesem Moment gelebt. Wirklich gelebt. Die Sinnlosigkeit unseres Unterfangens war uns nicht bewusst, und somit nicht existent. Wir haben Glück erlebt und Stolz auf die eigene Stärke, Hoffnung und Verzweiflung. Die ganze Zeit aber war da Freude über das Spiel. Darüber etwas zu erleben mit Menschen, die mir lieb waren und sind.
Heute wünsche ich mir zurück, wieder so im Moment sein zu können, wie ein Kind. Zu genießen, was ist und nicht, was sein könnte. Die schönen Momente mit den Menschen zu genießen, die mir am Herzen liegen, statt mir Sorgen darüber zu machen, ob das Wasser zu kalt ist oder die Klamotten zu matschig werden.
Ich erinnere mich, wie ich krank auf dem Sofa im Wohnzimmer lag. Welche Farbe es hatte zu dieser Zeit kann ich garnicht mehr sagen. Die unwichtigen Dinge verblassen. Aber woran ich mich genau erinnere ist die Decke, die meine Mutter mir bis zum Hals hochgezogen hat, damit ich nicht friere. Wie sie mir dampfend heißen Tee gebracht hat mit dem Hinweis: „Vorsicht, der ist noch heiß. Der muss noch etwas auskühlen. Ich stell ihn dir hier hin.“ Und dass da Salzstangen standen auf dem Tisch. Ich erinnere mich an Fürsorge. An die sanfte Hand, die kühl über meine heiße Wange strich voller Liebe und einen Blick, bei dem ich wusste, dass ich mir keine Sorgen machen brauche. Der sagte: Es wird alles gut. Ich höre mich meine Mutter fragen: „Mama, gibst du mir bitte den Tee?“ Und sie nicht einen Moment zögert, obwohl ich selbst herangereicht hätte. Ich erinnere mich, dass ich einschlafen und gesund werden konnte bis Weihnachten, weil ich wusste, dass jemand sich um mich sorgt, über mich wacht und sich um mich kümmert, weil ich es gerade nicht kann.
Heute wünsche ich mir das manchmal zurück. Nicht zu wissen, dass man „als Erwachsener stark sein muss.“ Einfach nach Hilfe fragen zu können, wenn ich nicht mehr kann.
Gott wird Kind und zieht in mein Herz. Ich erkenne, dass Dinge nicht „einfach so sind.“ Er gibt mir Kraft, Dinge anzufangen, ohne zu wissen, wie sie ausgehen. Durch seine Liebe liegt meine Aufmerksamkeit bei den Menschen, die um mich sind und ich bin ganz im Moment. Die Sperren in meinem Kopf verschwinden, auch die Glaubenssätze, dass ich stark sein müsste. Plötzlich erwische ich mich dabei, wie ich Gott einfach um Hilfe bitte. Ich beginne zu verstehen, was Luther meinte, als er sagte: Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan und gleichzeitig ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan. Das Kind zieht bei mir ein, ruft: „Lieber Vater!“ und „Liebe Mutter!“ Gott wird Mensch, ich werde sein Kind. Vertrauen, Hoffnung und Liebe erfüllen mich und es wird Weihnachten.
Und dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der da hat den Schlüssel Davids, der auftut, und niemand schließt zu, und der zuschließt, und niemand tut auf: Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, die niemand zuschließen kann; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet. Siehe, ich werde einige schicken aus der Versammlung des Satans, die sagen, sie seien Juden, und sind’s nicht, sondern lügen. Siehe, ich will sie dazu bringen, dass sie kommen sollen und zu deinen Füßen niederfallen und erkennen, dass ich dich geliebt habe. Weil du mein Wort von der Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die auf Erden wohnen. Ich komme bald; halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme!
Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen, und ich will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das vom Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen Namen, den neuen. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!
Die kleine Kraft
Vor Jahren schon, da lebte ein kleiner Junge. Gerade mal zehn Jahre alt. Nicht besonders stark, eher hager, dafür aber groß. Manche würden ihn wohl schlaksig nennen. Dieser Junge kam jeden morgen und jeden Nachmittag auf seinem Weg von der Schule an einem hohen Bretterzaun vorbei. Er konnte nicht über den Zaun hinüber schauen, auch nicht daran vorbei. Sogar ein Astloch suchte er vergebens. Es gab zwar eine Tür, aber die war verschlossen. Er hat viele Menschen in seinem Umfeld gefragt, was es mit dem Grundstück hinter dem Zaun wohl auf sich hat. Aber keiner seiner Freunde konnte ihm so ganz genau sagen, was dahinter zu finden sei. Nichteinmal auf die Frage, wem das Grundstück jenseits des Zaunes wohl gehöre, hat er eine befriedigende Antwort erhalten. Also machte er sich so seine Gedanken, was sich wohl hinter diesem Zaun verbergen möge. Wenn die Sonne schien und es warm war, stellte er sich dort einen See vor mit kristallklarem Wasser. Gespeist aus einer Quelle, die durch einen Stein bricht. Im Winter stellte er sich vor, dass dort Schneemänner zu finden wären. Eine ganze Armada. Eng an eng, die sich gegenseitig schützen und Gemeinschaft schenken. Die einen kleinen Jungen, wie ihn sicherlich von dem schneidend kalten Wind abschirmen konnten. Kam er im Frühling den Weg am Zaun entlang, wuchs in seiner Phantasie ein Meer von Blumen auf der anderen Seite, zwischen denen Bienen hin und her summten, während Schmetterlinge den süßen Nektar aus den Blütenkelchen schlürften. Und im Herbst, da gab es natürlich Igel und die buntesten Blätterhaufen jenseits des Zaunes. Eines Herbsttages, da wollte es der Zufall, das er einen Apfel aus seiner Schultasche just in dem Moment aufgegessen hatte, als er am Zaun vorbei kam. Er musste daran denken, wie ihm seine Mutter den Apfel am Morgen mit viel Liebe in den Rucksack gelegt hat. Natürlich mit den besten Hintergedanken, dass er gesund bleibt, ihr Junge, und „groß und stark wird.“ Er musste grinsen, als er an die fürsorgliche Art seiner Mutter dachte. Er hatte den Apfel brav aufgegessen und jetzt stand er mit dem Strunk in der Hand vor dem hohen Bretterzaun. Er holte weit aus und warf ihn mit all der kleinen Kraft, die in seinen dünnen Ärmchen war über den Zaun. Ganz knapp fiel der Apfelstrunk hinter dem Zaun auf den Boden. „Für euch, ihr Igel!“ sagte er laut und ging seinen Weg weiter nach Hause.
Der Junge wuchs heran. Gedanken an die Schulaufgaben und Probleme bei der Versetzung verdrängten seine Gedanken an den mysteriösen Garten jenseits des Zaunes. Als er schließlich Hand in Hand mit seiner ersten großen Liebe daran vorbei trottete hatte er Augen nur noch für sie und vergaß es schließlich vollkommen, zu fragen und sich zu wundern.
Jahre später, er war schon ein erwachsener Mann, da kam er erneut an dem Zaun vorbei. Er hatte den Kopf voller Gedanken, aber seine Füße hatten ihn irgendwie hierhin geführt. Er brauchte einige Augenblicke, bis er erkannte, wo er stand. Er sah zu der Tür hin. Ruckelte mit der Hand an der Klinke. Erst vorsichtig, dann mit all der Kraft, die er aufbringen konnte. Die Muskeln unter dem Anzug spannten sich, doch die Tür blieb hartnäckig und bewegte sich keinen Millimeter. „Ganz wie früher.“ Dachte er und musste grinsen. Es war das gleiche Grinsen, dass auch früher schon sein Gesicht geziert hatte. Nur mit etwas mehr Falten um die Augen und leicht versteckt unter dem Drei-Tage-Bart. Doch dann bemerkte er etwas Merkwürdiges. Es dauerte einige Momente, doch dann realisierte er, dass die Sonne schien, aber er im Schatten stand. Sein Blick wanderte nach oben und dort entdeckte er die Äste eines Apfelbaumes, die ganz ungeniert über den Zaun auf den Gehweg hinunter hingen. „Na, das wollen wir doch mal sehen!“ murmelte er vor sich hin, zog sein Jackett aus und krempelte die Ärmel seines weißen Hemdes hoch. Er nahm Anlauf, sprang an dem Zaun hoch, drückte sich ab und… landete unsanft mit dem Hintern auf dem Gehweg. „Na warte,“ drohte er, wem auch immer, und rieb sich das schmerzende Hinterteil. Erneut nahm er Anlauf, drückte sich vom Zaun ab und bekam einen eine Hand voll Zweige des Baumes zu fassen. Der Ast, an dem dieser hing, zitterte und bog sich gefährlich nach unten, doch er hielt. Mit den Füßen am Zaun zog er sich Minischritt für Minischritt über den Ast langsam nach oben, bis er endlich hinüberblicken konnte. Was er dann erblickte, ließ ihn stocken. Er zog sich ganz über den Zaun hinüber und landete auf der anderen Seite. Es sah so überhaupt nicht aus, wie das, was er es sich als Kind ausgemalt hatte. Es war völlig unspektakulär. Keine Schneemänner, keine Seen mit kristallklarem Wasser, keine Blumenwiese. Höchstens mit den Igeln könnte er Recht gehabt haben, die würden sich in dieser Wildnis sicherlich wohl fühlen. Er drehte sich zum Baum, tätschelte seine Rinde, um sich zu bedanken. Da fiel sein Blick auf eine Schnitzerei in der Borke. Mit grober Klinge hatte dort jemand seinen Namen eingeritzt. Daneben der seiner Mutter und der seines verstorbenen Vaters. Darum ein Herz. Es musste schon alt sein, das sah er sofort. Tränen stiegen ihm in die Augen. Schnell ging er zu der Tür im Zaun. Sie war mit einem einfachen Balken von innen verschlossen. Er legte den Balken zur Seite, riss, das Tor auf und rannte los, zu seiner Mutter, um ihr von seiner Entdeckung zu erzählen. Sie wohnte noch immer im Haus seiner Kindheit. Kaum hatte sie die Tür geöffnet sprudelte es nur so aus ihm heraus. Er erzählte ihr von dem Grundstück, an dem er als Kind so oft vorbeigelaufen ist, von dem Apfelstrunk, den er damals hinüber geworfen hat und aus dem ein Baum geworden ist und wie der Apfelbaum ihm geholfen hat, dieses Geheimnis seiner Kindheit zu lüften. Dass das Tor schon immer nur von innen verriegelt war, dann stockte er: „Mama, wie kommen unsere Namen auf den Baum?“
„Weißt du,“ setzte seine Mutter an. „Papa hat das Grundstück mit dem Zaun gekauft, als du geboren bist. Er wollte, dass du einen Platz hast, auf dem du dich einmal entfalten kannst. Einen guten Start, wenn du so willst. Aber er wollte, dass du es erst bekommst, wenn du es geschafft hast, hinüber zu kommen. Dass du es schaffst, daran hatte er nie einen Zweifel. Aber er wollte, dass es auch die anderen sehen, zu was du in der Lage bist. Weißt du, er hat dich sehr geliebt und war unheimlich stolz auf dich und er wusste, dass du die Ausdauer und Geduld haben wirst es immer wieder zu versuchen, bis du es einmal hinbekommst. Als er dann krank wurde war er häufig dort. Es muss an einem dieser Tage gewesen sein, als er mit seinem Taschenmesser das Herz dort hineingeritzt hat.“ „Mama? Ohne deine Liebe hätte ich das niemals geschafft… meine kleine Kraft hätte nicht ausgereicht.“ „Wie meinst du das?“ fragte sie verwundert. „Mama, der Apfel, aus dem der Baum geworden ist, der mir über den Zaun half, den hast du mir eingepackt, weil du wolltest, dass ich groß und stark werde; weil du mich geliebt hast…“ „Weil ich dich noch immer liebe!“ verbesserte sie ihn. „Und ich auch in Zukunft nicht vorhabe damit aufzuhören!.“
Der dritte Advent am nächsten Wochenende wird mit Licht und Musik festlich begangen. Am Samstag vor dem 3. Advent, 16 Dezember, findet um 17 Uhr ein regionaler Lichtergottesdienst in Holte statt. Der Pfarrgarten und das Kirchdorf sind festlich beleuchtet, Predigt und Andacht halten Pastorin Angelika Breymann und Lektor Rainer Scheidemann. Im Anschluss wird zu Punsch und Glühwein eingeladen. Am Adventsonntag, 17. Dezember findet um 16.30 Uhr ein Konzert in der ev. Kirche Achelriede statt. Es singen und spielen der Gospelchor Shine, der Posaunenchor Achelriede und an der Orgel Wiebke Bremer-Hellmann.
Vor der Kirche steht wieder ein kleiner und bescheidener Tannenbaum. Bis spätestens Weihnachten wird er sich zum Prachtstück mausern, über und über festlich geschmückt sein. Das hofft Brigitte Niemann, die seit drei Jahren die Schmuckaktion initiert. Dabei ist die Hilfe vieler Kinder und Eltern gefragt. Die Idee kam Brigitte Niemann, als sie eine ähnliche Aktion in Bad Essen beobachtete. Auch in Schledehausen kam ihre Idee wunderbar an. Somit wartet der kleine, noch unscheinbare Baum jetzt wieder auf viele kleine und größere Schmücker:innen. Alle Kinder sind eingeladen, Weihnachtsbaumschmuck von zu Hause mitzubringen und den Baum hübsch, kunterbunt und kreativ zu behängen. Am 6. Januar wird der Baum geplündert und der Schmuck bis zum 12. Januar in die Kirche gelegt. Jeder/jede kann dann den Schmuck wieder abholen. Wenn jeder/jede ein kleines Teil dazu beiträgt, kann aus der Idee ein wunderschöner Weihnachtsbaum entstehen. Noch etwas zum Mitmachen: in der Kirche liegen Mandalas zum Ausmalen. Wenn ihr Spaß am Malen habt, nehmt euch einen Druck mit und gestaltet ihn nach euren Vorstellungen. Vielleicht finden die Kunstwerke dann ja einen Platz, an dem sie bewundert werden können. Also: macht mit beim Malen, Dekorieren und bei der Vorfreude.
Ihr dürft aber eines nicht vergessen, meine Lieben: Ein Tag ist für den Herrn wie tausend Jahre, und tausend Jahre sind für ihn wie ein Tag. Der Herr zögert nicht, sein Versprechen zu erfüllen, auch wenn einige das meinen. Vielmehr hat er Geduld mit euch. Denn er will nicht, dass jemand zugrunde geht. Im Gegenteil: Er will, dass alle ihr Leben ändern. Der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb. Dann wird der Himmel in tosendem Lärm vergehen. Die Himmelskörper werden im Feuer verglühn. Und die Erde mit allem, was auf ihr lebt, wird aufhören zu sein. Wenn alles auf diese Weise vergeht, dann bedeutet das für euer Leben jetzt: Es muss von Heiligkeit geprägt sein und von der Ausübung des Glaubens. Wartet darauf, dass der Tag Gottes kommt. Setzt alles daran, seine Ankunft zu beschleunigen! An diesem Tag wird der Himmel im Feuer vergehen. Und die Himmelskörper werden in der Gluthitze schmelzen. Doch dann erwarten wir einen neuen Himmel und eine neue Erde, wie Gott sie uns versprochen hat. In ihnen wird Gerechtigkeit herrschen.
Neuanfang
Wohl die wenigsten würden den Ewigkeitssonntag mit einem Neuanfang in Verbindung bringen, doch er ist genau das. Alles neu. Eigentlich ist das Wort: „neu“ so positiv besetzt. „Neu“ ist gut, neu ist besser. Neu bedeutet neue Chancen und neue Möglichkeiten. Aber im November, da hat dieses Glänzende einen Beigeschmack. Neu ist die Zeit, wo plötzlich nur noch ein Teller mit Goldrand auf dem Frühstückstisch steht. Neu sind die Spaziergänge durch den Herbstwald, wo sie sich nicht mehr gegenseitig die bunten Blätter und Pilze zeigen, die sie entdeckt haben. Neu sind die Abende, an denen sie sich nicht mehr berichten von den spannenden Erlebnissen, die sie heute hatten. Neu ist auch, dass da keiner mehr sitzt, der verständnisvoll nickt, der so schön zuhört, mit mir spielt oder Fußballturniere organisiert. Alles muss neu gelernt werden, die Routinen, der Alltag, das Alleinsein. Neuanfang sollte etwas Schönes sein. Gerade fühlt es sich so an, als wäre es eine große Aufgabe, alles neu anfangen zu müssen. Das Vertraute, es ist noch da, aber irgendwie verborgen, wie im Herbstnebel vor dem Fenster. Man bekommt es nicht so richtig zu fassen… Es ist noch da, das Gefühl, das immer kam, wenn sie miteinander gelacht haben, wenn sie sich gegenseitig geneckt haben. Das Gefühl ist noch da, aber tief drinnen fühlt es sich so an, als hätte jemand den Gewürzstreuer mit der Traurigkeit etwas zu großzügig ausgegossen.
Das Leben schmeckt versalzen von all den Tränen, die geweint werden mussten. Die Tränen vor dem Abschied, die Tränen während dessen und die Tränen nachdem man sich „Leb wohl!“ gesagt hat. Anfangs fühlt es sich so an, als wolle die Zeit nicht vergehen. Als wäre ein Tag so lang wie tausend Jahre. Der Himmel ist über dir eingestürzt, als das Neue über dich hereinbrach. Die Weite des Himmels ist bedeutungslos geworden für dich. Du siehst die Wolken ziehen und fragst dich nicht mehr, wohin sie gehen. Es ist Nacht geworden, jetzt, wo deine Sonne verglüht ist. Es fühlt sich an, als hörte die Erde auf zu sein und mit ihr alles, was auf ihr lebt. Du läufst mit diesem tauben Gefühl durch die Dunkelheit und irgendwann stolperst du. Über ein Foto, einen Satz, über die Hühner, die sie immer versorgt hat. Über die eine bestimmte Bank, über Colaflaschen von Haribo auf dem Ansitz, über Feuerzangbowle mit Wasser gestreckt. Du stolperst, fällst hin, liegst mit dem Rücken auf dem Boden und entdeckst in der Dunkelheit schemenhafte Lichter am Himmel. Erinnerungen voller Liebe. Je länger du hinausschaust in die Nacht, desto mehr gewöhnen sich deine Augen daran, das kleine Leuchten wahrzunehmen und du siehst immer mehr Sterne funkeln in der Finsternis, bis du siehst, dass der Ganze Himmel voll ist mit Licht. Der Blick in den Himmel. Immer auch ein Blick in die Vergangenheit und Gegenwart zur gleichen Zeit.
Dann entdeckst du, du bist nicht allein in der Dunkelheit. Um dich herum siehst du andere, stolpern, weinen und staunen. Einer spricht dich an und ihr fangt an zu erzählen, von denen, die noch immer in euren Herzen wohnen, die noch immer ein Teil eures Lebens sind und auch immer bleiben werden. Ihr erzählt von denjenigen, ohne die ihr heute nicht die Person wärt, die ihr seid. Die euer Leben geprägt haben. Und ihr beginnt dabei zu strahlen über den Lebensmut, den er immer hatte, über die Demut, mit der er euch begegnet ist, ihr lacht, weil ihr euch daran erinnert, wie sie nach den Veranstaltungen morgens schon im Garten stand und mal eine Vogelscheuche aufgebaut hat oder wie er den jungen Falken großgezogen hat. Ihr hört von anderen, wie gerne ihre Lieben im Garten gestanden haben und Vorräte für den ganzen Winter eingeweckt haben. Ihr hört auch von dem, der Sicherheit gesucht hat und dachte sie im Alkohol zu finden. Erzählt euch von dem, der Wilhelm Busch auswendig rezitieren konnte. Von Tränen, Schmerzen und Gewalt. Von der Mutter, die Windsurfing liebte und das Reisen. Ihr hört vom Heckeschneiden und Kartenkloppen, vom Kegeln und vom Feiern. Ihr erzählt euch von den Fahrten auf dem Boot, was ihr da alles gesehen habt auf dem Meer und welche Länder ihr bereist habt. Da ist die Rede von dem Landwirt mit Leib und Seele, der Rosen geliebt hat und sich seine Obstbäume selbst gezogen hat, die Pflaumen, die Kirschen und den Wallnussbaum. Ihr staunt gemeinsam über die Trotzkraft, die eine in der Kunst gefunden hat, im Plotten und Singen. Bewundert die fleißige Landwirtin, die bei aller Arbeit nie ihr 10.00 Uhr Teeritual vergaß. Ihr freut euch über die 100 Jährige, die noch wenige Jahre vorher über die Mauer sprang, um mit den Nachbarn zu schnacken. Über den Vater, der auch in der Bullenhitze noch die Schaufel in der Hand hielt und den Partner, der das gesellige liebte, der sein Haus von der Pike an renoviert hat, angefangen mit dem Partyraum. Ihr sprecht von dem, der gerne forschte und schrieb und ihr, die zuhause alles zusammenhielt, die strickte, bis die Nadeln glühten und ihren Garten in ein Paradies verwandelte. Ihr erzählt von Opa und seinen geliebten Fichten, von den Stöcken, die immernoch zu hören sind. Vom Geschick mit dem Werkstoff Holz. Von der Frau, die ihren Garten zum Tag des offenen Gartens für alle öffnete, bei er es leichter zu sagen war, in welchem Verein sie nicht war, weil das schneller ging als aufzuzählen, wo sie überall mitgewirkt hat. Die so viel geliebt hat und von der, die in der Nachbarschaft eine Anlaufstelle für alle Kinder war für die großen und kleinen Sorgen oder einfach so, um am Mittagstisch mitzuessen. Neuanfang sollte etwas Schönes sein. Etwas Glänzendes. Aber es ist schwer das Schöne zu erkennen, wenn das Leben mit Trauer versalzen ist. Trauer muss mit Zeit gestreckt werden, damit das Leben wieder schmeckt, damit man die ganzen Nuancen der Liebe herausschmecken kann. Denn sie ist da, die Liebe, immer schon gewesen. Wo geht die Liebe hin, wenn jemand gestorben ist? Die Liebe bleibt. Sie sitzt mit auf der Wellenbank im Garten, eingemummelt in den selbstgestrickten Schal grüßt sie manchmal als Erinnerung mit der Anglermütze und organisiert noch schnell etwas. Da sitzt die Liebe bei euch, trinkt Glühwein und schmeckt nach Currywurstsoße und Gegrilltem.
Neuanfang. Der Tod ist ein Neuanfang. Aber nicht von Null, denn es ist ja noch alles da und es bleibt alles da. All die Stunden, Tage, Jahre, die gemeinsamen Momente und Erinnerungen. All das ist da, durchwebt von Liebe, aber anders, durcheinander und deshalb neu. Es bleibt der salzige Geschmack der Tränen, aber auch die süßen Erinnerungen. Manche ist gegangen und es war Erlösung. Alt und lebenssatt. Mancher musste gehen, obwohl er nicht wollte. Ungerecht! Nicht nachvollziehbar.
Ich habe im vergangenen Jahr so oft auf dem Friedhof gestanden. Ich konnte es nur tun, weil da eine Hoffnung in mir ist. Eine Hoffnung auf einen Neuanfang. Einen echten Neuanfang, nach dem allen hier. Kein falscher Trost, keine Vertröstung. Sondern die tiefe Hoffnung auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, wie Gott sie uns versprochen hat. Meine Kollegin Annemarie Schmitt drückt es so aus: