Am Freitag Vormittag beim Discounter. Es ist das Valentins – Wochenende. Neben mir steht ein junger Mann. Aus der großen Auswahl an Blumen die es hier gibt – noch müssen die Blumengeschäfte wegen Corona geschlossen bleiben – zieht er zwei Sträuße hervor. Er hält beide in der Hand. Dreht sie nach rechts und links, hält einen etwas höher als den anderen. Schaut ein wenig unsicher. Ich gewinne den Eindruck: er findet beide Sträuße schön, aber kann sich doch nicht so recht entscheiden.
„ Den mit den weißen und roten Rosen finde ich am schönsten!“ sage ich spontan – obwohl ich mich sonst beim Einkaufen nicht in die Angelegenheiten anderer einmische. Der junge Mann schaut mich an. „Meinen sie, meine Freundin würde den hübsch finden.“ „Doch, ja, das könnte ich mir vorstellen.“ „Dann nehme ich den mit. Die Rosen sind für Emely. Emely ist im letzten Jahr gestorben. Aber immer wenn ich an ihrem Grab bin, habe ich das Gefühl ihr ganz nahe zu sein. Und ich bin sicher, sie sieht, was ich tue. Und ich hoffe, sie findet die Rosen gut. Vielen Dank.“
Er dreht sich um und ist fort. Geht auf direktem Weg zu Kasse und dann ganz sicher zu Emely.
Die Frauen, die am Ostertag zum Grab Jesu gehen, hatten keine Rosen dabei. Aber auch sie wollten Jesus, dem Freund, nahe sein. Wollten ihm etwas Gutes tun. Und obwohl Sabbat war, hatten sie irgendwoher Salböl bekommen. Wollen den Toten salben, ihm eine letzte Ehre erweisen.
Ganz früh, mit den ersten Sonnenstrahlen sind sie losgegangen. Sie hatten keinem etwas erzählt, vielleicht hätten die anderen sie sonst zurück gehalten. Vielleicht wollten sie auch nur unter sich sein. Trauern Frauen anders?
Was an diesem Ostermorgen geschah, ist im Evangelium des Markus aufgeschrieben und uns hinterlassen:
Als der Sabbat vorbei war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter von Jakobus, und Salome wohlriechende Öle. Sie wollten die Totensalbung vornehmen. Ganz früh am ersten Wochentag kamen sie zum Grab. Die Sonne ging gerade auf. Unterwegs fragten sie sich: »Wer kann uns den Stein vom Grabeingang wegrollen?«
Doch als sie zum Grab aufblickten, sahen sie, dass der große, schwere Stein schon weggerollt war. Sie gingen in die Grabkammer hinein. Dort sahen sie einen jungen Mann. Er saß auf der rechten Seite und trug ein weißes Gewand. Die Frauen erschraken sehr. Aber er sagte zu ihnen: »Ihr braucht nicht zu erschrecken! Ihr sucht Jesus aus Nazaret, der gekreuzigt wurde. Gott hat ihn von den Toten auferweckt, er ist nicht hier. Geht aber und sagt seinen Freunden und auch Petrus, dass er euch nach Galiläa voraus gegangen ist. Dort werdet ihr ihn sehen.
Sie wollten Jesus nah sein, dort auf dem Friedhof. Doch das geht nicht mehr – er ist nicht mehr dort.
Es wird eine Weile dauern bis die Frauen, später die Freunde, verstehen, begreifen, glauben können, was geschehen ist. Jesus ist auferstanden von den Toten – neues Leben beginnt. Gott schenkt neues Leben. Für ihn und eines Tages auch für uns.
Irgendwo auf einem Friedhof in Georgsmarienhütte stand an dem Wochenende ein wunderschöner Blumenstrauß mit roten und weißen Rosen. Rot als Symbol für die Liebe. Die Liebe eines jungen Mannes zu seiner Freundin, die mit dem Tod nicht endet. Und der Liebe Gottes, die auch im Tod nicht endet.
Weiß als Symbol der Hoffnung und des neuen Lebens. Eines neuen Lebens, das Gott schenkt – auch Emely.
In diesem Sinne wirklich von Herzen frohe und gesegnete Ostern!
Amen